Gebärmutterhalskrebs
Wir müssen reden! Über Gebärmutterhalskrebs. Dieses Thema betrifft jeden, auch dich!
Was ist Gebärmutterhalskrebs?
Gebärmutterhalskrebs ist der Name für bösartige Tumore, die am unteren Teil der Gebärmutter entstehen. Meist entwickeln sie sich aus Gewebeveränderungen am Muttermund, dem Ausgang des Gebärmutterhalses in der Scheide. Solche Vorstufen können durch Früherkennungsuntersuchungen erkannt und entfernt werden. Gebärmutterhalskrebs zählt zu den drei häufigsten Krebserkrankungen bei Frauen unter 45 Jahren.
Zur Erklärung:
Der Gebärmutterhals ist ein kräftiger Muskelschlauch. Sein unteres Ende bildet den Muttermund, der sich leicht in die Scheide vorwölbt. Der Gebärmutterhals ist innen mit einer Schleimhaut ausgekleidet. Die von den Drüsen der Schleimhaut produzierte zähe Flüssigkeit verhindert, dass Krankheitserreger aus der Scheide in die Gebärmutter eindringen können.
Wie kann man an Gebärmutterhalskrebs erkranken?
Ca. 97% der Erkrankungen werden durch eine Infektion mit dem humanen Papillom-Virus (HPV) ausgelöst. Von dem Virus gibt es ca. 200 verschiede Typen. Einige von ihnen gelten als besonders aggressiv und gefährlich (HPV 16, 18, 31, 45, 51 und 52) und sind vermutlich für mehr als 70 Prozent aller Gebärmutterhalskrebs-Erkrankungen verantwortlich.
Die Viren befallen Haut- und Schleimhautzellen und werden fast ausschließlich durch Geschlechtsverkehr übertragen. Es genügt bereits Hautkontakt im Intimbereich, um die Viren zu übertragen. Eine Übertragung durch Körperflüssigkeiten wir Sperma, Blut oder Speichel ist möglich aber eher unwahrscheinlich. Sogar die Übertragung durch gemeinsame genutzte Hygieneartikel wie Beispielsweise Kernseifen kann nicht vollständig ausgeschlossen, aber auch nicht nachgewiesen werden.
Eine weitere sehr seltene Übertragungsmöglichkeit besteht bei der Geburt, wo die Mutter ihr Kind mit den Viren anstecken kann.
Wer kann an Gebärmutterhalskrebs erkranken?
Fast jeder Mensch kommt mindestens einmal im Leben in Kontakt mit HPV. Die meisten Frauen infizieren sich irgendwann im Laufe ihres Lebens, viele im Alter zwischen 20 und 30. In den meisten Fällen schafft es das Immunsystem, die Viren zu bekämpfen, selbst dann, wenn es sich um eine gefährliche Virusart handelt. So erkrankt weniger als eine Frau von 100 Frauen, die sich mit einem Hochrisiko-HPV-Typ infiziert hat, tatsächlich an Gebärmutterhalskrebs.
In Deutschland erkranken jedes Jahr etwa 4.600 Frauen an Gebärmutterhalskrebs. Etwa 1.600 Frauen sterben daran. Das Risiko für eine Erkrankung hängt vor allem davon ab, ob sie gegen HPV geimpft ist, wie alt sie ist und ob sie an der Früherkennung beim Frauenarzt teilnimmt.
Auch Männer können sich mit HPV infizieren, und zwar in allen Altersklassen. Dies ist sogar häufiger als bei Frauen. Sie scheiden das Virus jedoch aus und reinfizieren sich auch wieder schneller. Somit ist bei Männern die Entstehung von bösartigen Tumoren seltener als bei Frauen. Die selten vorkommenden Tumore bei Männern bilden sich meist im Bereich von Kopf und Hals. Beim Mann ist das Virus oft eine mögliche Ursache von Unfruchtbarkeit.
Symptome für Gebärmutterhalskrebs
Gebärmutterhalskrebs braucht meist Jahre bis Jahrzehnte, um sich aus Gewebeveränderungen zu entwickeln. Daher ist es unmöglich nachzuvollziehen, wo und wie man sich mit den dafür verantwortlichen HPV-Viren infiziert hat. Die Viren sind oft harmlos und verursachen keine oder nur wenig Beschwerden. Hat sich jedoch ein Krebs entwickelt, kann er sich durch folgende Beschwerden bemerkbar machen:
- Ungewöhnliche Blutungen, etwa nach dem Geschlechtsverkehr, außerhalb der Regel oder nach der letzten Regelblutung in den Wechseljahren
- Ungewöhnlicher, manchmal übelriechender Ausfluss aus der Scheide
- Müdigkeit
- Gewichtsabnahme
- Unterleib- und Beckenschmerzen
- Schmerzen beim Wasserlassen
Wenn der Gebärmutterhalskrebs Beschwerden verursacht, ist er häufig schon fortgeschritten
Wie kann ich Gebärmutterhalskrebs vorbeugen?
Wer ganz sicher gehen will, sich nicht mit HP-Viren zu infizieren, muss sexuell enthaltsam leben oder intimen Kontakt mit nur einer Person, die ebenfalls keine anderen Sexualpartner hat oder hatte.
In vielen Fällen helfen Kondome. Sie sind allerdings kein 100%iger Schutz, da sie nicht alle Hautstellen im Genitalbereich abschirmen. Man sollte auf häufig wechselnde Geschlechtspartner verzichten.
Eine Impfung gegen HP-Viren
Die ständige Impfkommission (STIKO) am Robert-Koch-Institut empfiehlt die Impfung für alle Mädchen und Jungen zwischen 9 und 14 Jahren vor dem ersten Geschlechtsverkehr. Die Impfung wird von den Krankenkassen übernommen. Versäumte Impfungen sollten spätestens bis zum 17. Lebensjahr nachgeholt werden, am besten auch hier vor dem ersten Geschlechtsverkehr. Selbst im höheren Alter ist die Impfung zugelassen, allerdings von der STIKO noch nicht allgemein empfohlen, und kann vor Infektionen schützten.
HPV-Impfstoffe reduzieren bei Mädchen, die vor dem 17. Lebensjahr geimpft wurden, die Wahrscheinlichkeit um 88%, an Gebärmutterhalskrebs zu erkranken. Aufklärung über die Impfung erhalten Eltern bei den Ärzten, die die Impfung durchführen. Meist sind dies Kinder- oder Frauenärzte, aber auch Allgemeinmediziner oder Urologen.
Auch wenn Jungen nicht von Gebärmutterhalskrebs betroffen sind, sollten sie geimpft werden. Denn sie können das Virus weitergeben.
Eine Impfung gegen Gebärmutterhalskrebs besteht bei 9 bis 14 Jährigen aus zwei Einzelimpfungen im Abstand von mindestens 5 Monaten. Ist der Abstand kleiner als 5 Monate sind drei Impfungen vorgesehen. Ebenfalls drei Einzeldosen erhalten diejenigen, die 15 Jahre und älter sind.
Der Impfstoff wird in die Muskulatur des Oberarms gespritzt. Er enthält keine vermehrungsfähigen Viren, sondern Eiweißstoffe, die der Virushülle entsprechen. Der Impfstoff kann keine Infektion auslösen, führt aber trotzdem zu einer Abwehrreaktion: Es werden schützende Antikörper gebildet.
Früherkennung und Entfernung von Gewebeveränderungen
Die wichtigste Untersuchung ist die regelmäßige (regelmäßig = mindestens zweimal jährlich) Vorsorgeuntersuchung beim Frauenarzt (Krebsfrüherkennung). Dies gilt auch für Frauen, die gegen HPV geimpft sind.
Früherkennungsuntersuchungen (auch Screening genannt) sollen helfen, Gewebeveränderungen (Dysplasien) so früh zu entdecken, dass sie behandelt und entfernt werden können, bevor ein Krebs entstehen kann.
Gewebeveränderungen am Gebärmutterhals lassen sich mit dem sogenannten Pap-Test erkennen. Gesetzlich Krankenversicherte zwischen 20 und 34 haben einmal im Jahr Anspruch auf einen Pap-Test. Ab 35 Jahren können Frauen alle drei Jahre eine Kombinationsuntersuchung aus Pap-Test und einem HPV-Test (Test auf bestimmte HP-Viren) wahrnehmen. Mithilfe des HPV-Tests lässt sich herausfinden, ob eine Frau mit HPV infiziert ist und daher ein erhöhtes Risiko auf Gebärmutterhalskrebs vorliegt. Der HPV-Test kann allerdings keine Dysplasien erkennen. Deshalb sind bei einem auffälligen Befund der Pap-Test und eventuell weitere Untersuchungen notwendig.
Wird das Angebot zum kostenfreien jährlichen Pap-Test und zum kostenfreien HPV-Test alle drei Jahre genutzt, können Gewebeveränderungen meist rechtzeitig entdeckt werden.
Bei jüngeren Frauen ist der HPV-Test in der Regel nicht sinnvoll, weil bei ihnen häufig HP-Viren gefunden werden, die Infektion aber meist von allein abklingt.
Wie wird Gebärmutterhalskrebs behandelt?
Die Behandlung hängt davon ab, wie weit der Krebs schon fortgeschritten ist, d. h. wie groß der Krebs ist und ob er sich ausgebreitet hat.
Prinzipiell gibt es drei Therapiemöglichkeiten. Sie kommen einzeln oder in Kombination zum Einsatz:
- Operation
- Bestrahlung (Strahlentherapie)
- Medikamentöse Behandlung (Chemotherapie und zielgerichtete Therapien)
In frühen Stadien ist der Krebs fast immer heilbar. Bei einem Tumor im Frühstadium kann ein kleinerer Eingriff am Gebärmutterhals ausreichend sein, um diesen zu entfernen. Hat sich der Tumor bereits in umliegendes Gewebe ausgebreitet, raten Ärzte gewöhnlich zu einer Operation, bei der die gesamte Gebärmutter entfernt wird. Zusätzlich werden die Lymphknoten weiträumig entfernt. Auch eine Bestrahlung kommt in Frage.
Bestrahlungen sind auch dann noch eine Möglichkeit, wenn ein Tumor nicht mehr durch eine Operation entfernt werden kann. Bei bestimmten Patientinnen kann sie mit einer Chemotherapie kombiniert werden.
Nach einer Krebsbehandlung besteht in der Regel ein Anspruch auf eine Rehabilitation (Anschlussheilbehandlung). Sie zielt darauf ab, Patientinnen die Rückkehr in ihr soziales und berufliches Leben zu ermöglichen. Zur "Reha" gehören medizinische Behandlungen und Trainings, sowie Unterstützung bei der Krankheitsverarbeitung. Auch für den Wiedereinstieg in den Beruf sind Angebote vorgesehen.
Die Nachsorgeuntersuchungen werden mit folgendem Zeitplan empfohlen:
- In den ersten drei Jahren nach der Behandlung alle drei Monate
- Im vierten und fünften Jahr alle sechs Monate
- Ab dem sechsten Jahr einmal jährlich
Gebärmutterhalskrebs ist heutzutage bei regelmäßiger Vorsorge und Impfung zu fast 100% vermeidbar.